Viel Diesel auch in MAN Energy Solutions

Ende Juni 2018 hat der vormals als MAN Diesel & Turbo bekannte Sponsor der „Rudolf-Diesel-Medaille“ einen neuen Unternehmensnamen angenommen: MAN Energy Solutions. Der Erfinder, der dem ältesten Innovationspreis Deutschlands seinen Namen verleiht, ist damit zwar aus der Firmenbezeichnung herausgefallen, aber Rudolf Diesel hätte verstanden, warum das auch als „Geburtsstätte des Dieselmotors“ bekannte Augsburger Unternehmen diesen Weg gegangen ist.

Die Situation, in der sich nicht nur die MAN Energy Solutions SE, sondern viele Industrieunternehmen heute befinden, ist vergleichbar mit der des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Technologie, die die Unternehmen damals im wahrsten Sinne des Wortes angetrieben hat – namentlich die Dampfmaschine – war in die Jahre gekommen, und es wurde absehbar, dass sie durch etwas Neues, Effizienteres abgelöst werden würde: Die Dampfmaschine wurde verdrängt und die Rolle des Antriebs der Wirtschaft – zunächst nur in kleinen Handwerks- und Industriebetrieben, später in Fahrzeugen für den Warentransport in alle Welt – übernahm der Dieselmotor. Heute stehen insbesondere die in den Sektoren Transport und Energie tätigen Industrieunternehmen wieder vor der Erkenntnis, dass die zum Einsatz kommenden Kraftmaschinen einen hohen Reifegrad aufweisen und über kurz oder lang durch innovative Alternativen ersetzt werden. Zwei Unterschiede gegenüber der Situation von vor rund 130 Jahren gibt es jedoch: Erstens ist der Treiber der Disruption nicht die mangelnde Effizienz der bestehenden Technologien, sondern das zunehmende Verlangen der Weltgemeinschaft nach wirksamem Klimaschutz. Und zweitens ist der künftige Weg nicht so klar vorgezeichnet wie zu Diesels Zeiten, denn es existieren unterschiedliche Abzweigungen, auf denen man die Strecke hin zu einer dekarbonisierten Gesellschaft bewältigen kann (Elektrifizierung, synthetische Kraftstoffe, Wasserstoff u.a.m.).

Letztgenannter Punkt wird dazu führen, dass der Disruptionsprozess einige Zeit in Anspruch nehmen und der Dieselmotor in vielen Anwendungen noch lange erhalten bleiben wird. Trotzdem muss sich ein Unternehmen wie MAN Energy Solution frühzeitig damit auseinander setzen, wie das Produktportfolio der Zukunft aussieht – eine Herausforderung, der sich das Augsburger Traditionsunternehmen seit seiner Gründung 1758 schon häufig erfolgreich gestellt hat. Folglich wurde eine neue, an den Megathemen Dekarbonisierung und Digitalisierung ausgerichtete Unternehmensstrategie erarbeitet, mit der MAN Energy Solutions sein aus Großmotoren und Turbomaschinen bestehendes Portfolio um Hybrid-, Speicher- und digitale Servicetechnologien erweitert und sich damit als Lösungsanbieter für den Übergang zu einer klimaneutralen Ökonomie bis zur Mitte dieses Jahrhunderts – so das Ziel, das sich die Staatengemeinschaft mit dem Pariser Klimavertrag gesetzt hat – positioniert. Dabei agiert das Unternehmen mit seinen Produkten und Dienstleistungen genau dort, wo es um die großen Treiber nicht nur von wirtschaftlichem, sondern auch von ökologischem Fortschritt geht:

→ Beim Schiffsverkehr – mehr als die Hälfte des Welthandels wird von MAN-Motoren bewegt. Das Unternehmen plädiert für eine „maritime Energiewende“ und bietet eine Reihe von alternativen Antriebstechnologien inklusive Hybridantrieben an, um den Anteil von schwerölbetriebenen Motoren im Schiffsverkehr weiter zu verringern.

→ Beim Streben nach einer nachhaltigen und zuverlässigen Energieversorgung auch abseits der großen Netze und trotz fluktuierender Erneuerbarer Energien: mit Erzeugungs- und Speichertechnologien, die den CO2-Footprint verringern und dezentrale Energieversorgung ermöglichen.

→ Bei der effizienten Industrieproduktion, etwa in den Bereichen Kunststoff-, Düngemittel- oder Basisindustrie.

Die neue Firmierung, ein modernisiertes Erscheinungsbild sowie der ebenfalls neue Slogan „Future in the making“ verkörpern den strategischen und technologischen Aufbruch des Unternehmens und machen ihn nach innen und außen sichtbar. Darüber hinaus verknüpft MAN Energy Solutions seine strategische Neuausrichtung mit einem konkreten Umsatzziel: Spätestens bis zum Jahr 2030 sollen auf nachhaltigen Technologien basierende Lösungsangebote den Großteil des Geschäfts, also mehr als 50 Prozent des Umsatzes, ausmachen.

Rudolf Diesel, dem technischen Revolutionär und Philanthropen, würde der Aufbruch von MAN Energy Solutions sicherlich gefallen. Ihm selbst ist es mit seinem Wirken immer darum gegangen, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Dies gilt sowohl für seine bahnbrechende Erfindung – den Dieselmotor – als auch für seine Schrift „Solidarismus“, die zwar kein publizistischer Erfolg war, aber noch heute ein Beleg dafür ist, wie sehr Rudolf Diesel seine persönlichen Belange hintangestellt hat. Damit, dass er im Firmennamen seines einstigen Förderunternehmens nicht mehr vorkommt, hätte er gewiss kein Problem, wenn er wüsste, dass dieser Schritt eine neue Epoche hin zu strategischer Nachhaltigkeit und damit größerem gesellschaftlichen Nutzen und Wohlstand einleiten würde. Und genau das ist die Mission von MAN Energy Solutions.

 

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