Nominiert in der Kategorie "Erfolgreichste Innovationsleistung": Pilz GmbH & Co.KG
Das Unternehmen Pilz ist globaler Anbieter von Produkten, Systemen und Dienstleistungen für die Automatisierungstechnik. Der Technologieführer bietet komplette Automatisierungslösungen, die Sensorik, Steuerungs- und Antriebstechnik umfassen – inklusive Systeme für die industrielle Kommunikation, Diagnose und Visualisierung. Ein internationales Dienstleistungsangebot mit Beratung, Engineering und Schulungen rundet das Portfolio ab. Lösungen von Pilz kommen über den Maschinen- und Anlagenbau hinaus in zahlreichen Branchen, wie etwa der Intralogistik, der Bahntechnik oder im Bereich Robotik zum Einsatz. Das Familienunternehmen mit Stammsitz in Ostfildern beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiter.
Mit 42 Tochtergesellschaften und Niederlassungen schafft Pilz so weltweit Sicherheit für Mensch, Maschine und Umwelt.
Renate Pilz wurde 1940 in Göppingen geboren und heiratete 1966 den Unternehmer Peter Pilz. Als ihr Mann 1975 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, übernahm sie dessen mittelständischen Betrieb mit damals rund 150 Mitarbeitern. Ohne technologisches Fachwissen hat Renate Pilz, damals Hausfrau und Mutter, mit Herz und Verstand die Verantwortung für das Familienunternehmen übernommen. Um die Erziehung ihrer gemeinsamen Kinder zu ermöglichen, war sie von 1975 bis 1994 im Beirat des Unternehmens tätig und leitete die Fokussierung auf funktionale Sicherheit in der Steuerungstechnik von Pilz ein. 1994 übernahm sie als geschäftsführende Gesellschafterin und trieb die Globalisierung der Pilz GmbH & Co. KG voran. Nach 23 Jahren übergab Renate Pilz Ende 2017 die Verantwortung für das Unternehmen ihrer Tochter Susanne Kunschert und ihrem Sohn Thomas Pilz und ist seither alleiniger Beirat.
Qualifizierung für die „erfolgreichste Innovationsleistung“
Pilz gilt als Wegbereiter der modernen Maschinensicherheit, hat beginnend durch seine technischen Innovationen Industriestandards gesetzt und damit Industriegeschichte geschrieben. Zudem hat Pilz seit den 80er Jahren bis heute die Normung im Bereich Maschinensicherheit maßgeblich mitgestaltet. Heute können sich Anwender und Maschinenbauer auf etablierte Normen und Richtlinien verlassen. Das ist ein unschätzbarer Wert in unserer modernen Industriegesellschaft. Pilz versteht sich als Botschafter der funktionalen Sicherheit und setzt mit seinen Mitarbeitern weltweit Standards für die Sicherheit von Mensch, Maschine und Umwelt um. Getreu dem Motto von Erich Kästner „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ stellte Renate Pilz sicher, dass Pilz Lösungen sowohl sicherheitstechnisch als auch wirtschaftlich Sinn machen.
Ausprägung der Qualifizierung
Zu den Innovationen von Pilz in den 60er und 70er Jahren gehören das erste Transistor basierende Zeitrelais der Welt, eine der ersten deutschen speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) und das erste Zweihandschaltgerät für Hutschienen. Schon vor dem Wandel zum Experten für funktionale Sicherheit war es Renate Pilz wichtig, dass das Unternehmen stets etwas Neues, noch nie Dagewesenes für seine Kunden entwickelt. 1987 löste PILZ die Stern-Dreiecks-Schützschaltung durch ein Hutschienen-Relaismodul ab – dem PNOZ. Heute ist PNOZ Gattungsbegriff und Pilz Weltmarktführer bei Sicherheitsschaltgeräten und Sicherheitssteuerungen. Die wohl nachhaltigste Innovation gelang Pilz mit der konfigurierbaren Kleinsteuerung PNOZmulti, die Pilz 2002 auf den Markt brachte. Heute sind Radartechnik, Sensorfusion und Künstliche Intelligenz die Felder, in denen sich Pilz bewegt. Aber auch bei seinem Kern, der Steuerungstechnik, folgten weitere Innovationen. Bereits 2009, bevor Industrie 4.0 zum erklärten Ziel wurde, stellte Pilz das Automatisierungssystem PSS 4000 vor, das mit verteilter Intelligenz und zentraler Programmierung die Anforderungen der vernetzten Produktion erfüllt. Im Jahr 2017 beauftragte Renate Pilz die Entwicklung von myPNOZ, dem weltweit ersten Sicherheitsschaltgerät nach dem Industrie 4.0 Leitgedanken. Dabei legte sie Wert darauf, dass es die Digitalisierung in ihrem Unternehmen den Kunden ermöglicht, bei der Auswahl der Hardware die Erstellung der Sicherheitslogik zu integrieren und so drei aufeinanderfolgende Arbeitsschritte in einem zu lösen. Das Sicherheitsengineering wird so auf einen wenige Minuten dauernden Prozess reduziert. Diese Pionierleistungen waren nur möglich, weil Renate Pilz die erwirtschafteten Gewinne stets reinvestierte. So ist für sie eine F&E-Quote von 20 Prozent des Umsatzes für Neuentwicklungen eine Selbstverständlichkeit. Vorgabe von Renate Pilz war und ist es, dass Pilz immer wandlungsfähig bleiben muss!
Vereinbarkeit mit der Medaille
Die Mission von Renate Pilz – analog zur der von Rudolf Diesel – war jedoch keine technologische, sondern vielmehr eine soziale. Es ging Frau Pilz darum Unfälle an Maschinen, die durch fehlende Sicherheitseinrichtungen verursacht wurden, weltweit zu verhindern. Dabei setzte sich Pilz gegen die damalige Branchenüberzeugung durch, dass frei speicherprogrammierbare und frei programmierbare Sicherheitssteuerungen überhaupt zuverlässig in der Sicherheitstechnik wären. Ganz wie Rudolf Diesel musste Sie gegen festgefahrene Glaubensgrundsätze in der Technik ankämpfen, um grundlegende Innovationen zum Wohle der Menschen in die Industrieakzeptanz zu bringen. Treffend hat der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann 2015 bei der Überreichung der Staufermedaille in Gold an Renate Pilz herausgestellt: „Die von Renate Pilz geprägte Unternehmenskultur – bei der wirtschaftlicher Erfolg und menschliches Miteinander Hand in Hand gehen – kann kein Gesetz der Welt verordnen. Solche Kultur braucht Vorbilder: Menschen, die sie leben, die sie ausstrahlen und die damit beeindrucken. Vorbilder wie Renate Pilz.“